Fachkräfte im digitalen Marketing sind rar und hart umkämpft. Bei der Ausbildung der Online-Werbeprofis von morgen spielen Agenturen eine zentrale Rolle – weil die schulische und universitäre Ausbildung den Anforderungen unserer Branche nur unzureichend gerecht wird.
Im Windschatten des E-Commerce wächst die digitale Werbebranche kontinuierlich. Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung auf absehbare Zeit anhält und das digitale (Werbe)Business langfristig zu einem attraktiven Arbeitsmarkt macht. Das alles ist nicht neu. Trotzdem beklagen Agenturen in ganz Deutschland einen Mangel an digitalen Marketingprofis. Ein Grund dafür: Es gibt nach wie vor kaum staatliche organisierte Ausbildungsangebote. Und die existierenden hinken den Anforderungen der Realität weit hinterher.
In der Schule kommen digitale Maßnahmen zu kurz
In der Ausbildung „Kaufleute für Marketingkommunikation“, die unsere Auszubildenden belegen, werden schulisch wichtige Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre und des Marketings allgemein, zum Beispiel der Annäherung an Zielgruppen, gelehrt. Doch wenn Fachthemen vertieft werden, geht es meistens um Offline-Maßnahmen, zum Beispiel um Druckverfahren. „In der Schule dreht sich viel um klassische Marketing-Maßnahmen. Im Betrieb habe ich ganz andere, digitale Bereiche gelernt“, lautet der O-Ton einer unserer Ex-Auszubildenden. Die gehaltvollste Einheit zum Thema digitales Marketing hielten unsere Auszubildenden laut eigenen Angaben in Form eines Referats selbst.
Geschwindigkeit der digitalen Branche ist zu hoch
Das digitale Marketing entwickelt sich in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit. Ständig treten neue Features, Tools und Themen auf den Plan. Binnen weniger Jahre verlassen zentrale Player die Bühne und neue tauchen auf. Das macht die Entwicklung von spezifischen Ausbildungsangeboten natürlich schwierig. Dennoch wäre eine Marketingausbildung, die sich nur auf das digitale Business fokussiert, wünschenswert. Mit der Ausbildung für E-Commerce-Kaufleute gibt es seit vergangenem Herbst immerhin ein staatliches Ausbildungsangebot, das der Entwicklung Rechnung trägt. Die Lernfelder dieser Ausbildung streifen zwar auch das digitale Advertising, der Fokus liegt laut des IHK-Tätigkeitsprofils jedoch auf Online-Shop-Betreibern und allen kaufmännischen Tätigkeiten in diesem Zusammenhang, zum Beispiel dem Aufbau einer Website.
Private Bildungsangebote helfen – aber sind nur ein Pflaster
Bei den Studienangeboten haben wir dasselbe Problem: Die meisten Programme sind zu statisch und zu theoretisch, um einsatzbereite digitale Marketingprofis auszubilden. Die Bandbreite an privaten Anbietern von Seminaren und Fortbildungen floriert hingegen – ist jedoch, auch aufgrund der Kosten, nicht jedermanns Sache und mit einer zweieinhalbjährigen Ausbildung meistens nicht zu vergleichen. Deshalb kann man die privaten Bildungsangebote nur als Pflaster für eine Wunde bezeichnen, die eigentlich eine tiefergehende Behandlung bräuchte.
Unternehmen fehlt es oft an Ressourcen zur Ausbildung
Agenturen obliegt folglich eine hohe Verantwortung, wenn es um die Ausbildung der digitalen Werbeprofis von morgen geht. Sie tragen nicht nur bei staatlich anerkannten Ausbildungen die Hauptlast der digitalen Lehre, sondern nehmen auch im Vergleich mit ausbildenden Unternehmen die tragende Rolle ein. Diesen fehlt oft selbst das Knowhow, wenn es um digitale Werbung geht. Meist wird das Thema extern oder aber von einem kleinen Team betreut, das keine Ressourcen für die Betreuung eins Auszubildenden übrighat. Agenturen können also durchaus als Motor der Ausbildung des digitalen Werbenachwuchses bezeichnet werden.
Die Situation ist für Agenturen herausfordernd
Die Situation stellt Agenturen vor Herausforderungen: Sie bilden quasi im Alleingang den digitalen Werbenachwuchs für eine ganze Branche aus. Ob Nachwuchskräfte oder Quereinsteiger, meistens ist die Anlernphase mit hohen Investitionskosten verbunden. Kurzfristig erfahrene Ressourcen aufzubauen, ist für Agenturen fast unmöglich. Gleichzeitig verlangen die Werbetreibenden den Agenturen eine enorme Flexibilität ab. Nicht selten bekommt eine Agentur heute den Zuschlag für eine Mammutaufgabe und soll möglichst morgen die Kampagnen übernehmen. Und wenn dann mühsam Ressourcen aufgebaut wurden, beginnt der Kampf gegen Abwerbeversuche von Headhuntern und Unternehmen.
Agentur-Azubis stehen alle Türen offen
Die langfristige Ausbildung und konsequente Bindung von Nachwuchskräften sind für Agenturen trotz des enormen Aufwands und der Risiken unverzichtbar. Unser Team besteht beispielsweise zu zehn Prozent aus Mitarbeitern, die als Auszubildende bei uns angefangen haben. Mit einer flexiblen Arbeitszeitregelung, fairen Bezahlung sowie dem dynamischen Umfeld können Agenturen auch über die Ausbildung hinaus punkten. Auszubildende profitieren übrigens sehr von einer Agenturausbildung: Sie sind digitale Fachexperten, über verschiedene Branchen und Produkte, manchmal sogar digitale Kanäle, hinweg. Ihnen stehen für die berufliche Zukunft alle Türen offen.