Jeder Webseitenbetreiber kennt es: Es wird herausgeschoben so lange es nur geht, aber irgendwann ist es einfach Zeit für einen Relaunch. Die Angst vor einem Bruch beim Übergang, insbesondere vor Verlust von mühsam erarbeiteter Sichtbarkeit ist groß. Diese Angst möchten wir Ihnen nehmen. Daniel Elsässer, Senior Consultant & Projektleiter SEO hat für internetworld.de einen 10-Punkte-Plan entwickelt, mit dem Sie sicher in die neue Webseite starten können. 

Oftmals sind es technische Limitierungen, eine in die Jahre gekommene und aufgeblähte Seitenstruktur oder einfach ein unmodernes Erscheinungsbild, das nicht mehr dem Zeitgeist entspricht: Es gibt viele Gründe für einen Relaunch und irgendwann ist er einfach fällig. Wichtig ist es, das Projekt mit genügend Vorlauf anzugehen,  damit der Übergang auf die neue Webseite gelingt. Wir nehmen Sie mit auf eine Relaunch-Reise.

Planungsphase – nehmen Sie sich Zeit

1. Analyse der bestehenden Domain
Sie haben Ihre Gründe, weshalb die neue Webseite jetzt fällig ist, machen Sie sich diese Gründe nochmals deutlich, technische Probleme ebenso wie Design-Limitierungen. Auch die Keywords benötigen besonderes Augenmerk in Ihrer Analyse. Schauen Sie sich an über welche Seiten und Suchbegriffe der meiste Traffic kommt und welche Schwellen-Keywords es gibt, bei denen es nur noch eines i-Tüpfelchens bedarf, damit die Seite besser rankt.

2. Entwurf und Gestaltung der neuen Domain
Jetzt geht es an das Design der neuen Webseite, die Auswahl von Tools und die Strukturierung von Inhalten. Ein weitreichender Schritt, der Skills, Kreativität und Input eines ganzen Teams erfordert. Wichtig ist es die Seiten, die bisher gut performt haben, in die neue Domain zu übertragen und optimierungsbedürftige Aspekte der alten Domain zu verbessern.

Umsetzungsphase – jetzt ist Sorgfalt gefragt

3. Content-Optimierung
Jetzt werden die neuen Seiten mit Inhalten gefüllt. Viele Textinhalte können kopiert werden, müssen aber auf Grund Ihrer anfangs durchgeführten Analyse optimiert oder an die Struktur der neuen Seite angepasst werden. Besonders die Textinhalte von Seiten, die für Schwellen-Keywords ranken, sollten mit Fokus optimiert werden, damit die Seiten den Sprung in die nächsthöhere SERP schaffen. Viel Content muss auch neu produziert werden und Inhalte, die sich als irrelevant herausgestellt haben, werden gelöscht. Nutzen Sie die Chance, um Ihrem Content insgesamt einen Refresh zu verpassen, denn Google liebt frischen Content. Achten Sie bei jeder Seite, egal ob Optimierung oder Neuanlage, auch auf die Metadaten. Diese müssen genauso optimiert werden und spielen für das Ranking immer noch eine große Rolle.

Erste Kontrolle – die Generalprobe

4. Pre-Launch-Check
Damit Sie die neue Domain in Ruhe testen können, wird das gesamte Setup in einer Testumgebung implementiert. Achten Sie besonders darauf, dass diese Staging-Umgebung passwortgeschützt ist, damit die Suchmaschinen nicht womöglich bereits anfangen, ihre Bots zur Indexierung vorbeizuschicken. In der Testumgebung befüllen Sie die Seiten mit den optimierten und neu erstellten Textinhalten und prüfen alle technischen und inhaltlichen Aspekte.

5. UX-Check
Ohne eine gute mobile Performance geht heute gar nichts mehr. Stellen Sie beim Testen der User Experience also die mobilen Nutzer in den Vordergrund und prüfen Sie, wie die neue Domain auf mobilen Endgeräten funktioniert. Ist responsive Design für alle Seiten umgesetzt? Laden die Seiten schnell genug? Sind die klickbaren Elemente gut zu bedienen? Das sind nur einige der Fragen, die gestellt werden sollten.

Der letzte Schliff

6. Indexierungs-Strategie
Damit die schon angesprochenen Suchmaschinen-Bots später wissen, welche Seiten indexiert werden sollen und welche nicht, braucht es etwas Anleitung für die Bots. In der robots.txt-Datei teilen Sie den Suchmaschinen-Crawlern mit, welche Seiten oder Dateien sie von ihrer Website anfordern können und welche nicht. Um den Ausschluss einzelner Seiten präzise zu steuern, werden darüber hinaus für die Suchmaschinen irrelevante Seiten per Meta-Robots-Angaben auf „noindex, follow“ gesetzt. Im Zuge der Indexierungs-Strategie erstellen Sie auch eine XML-Sitemap, die ausschließlich die relevanten Seiten enthält und Sie pflegen die hreflang-Tags, die dafür sorgen, dass die Nutzer jeweils die Inhalte in ihrer Sprache und aus ihrem Land angezeigt bekommen.

7. Tracking
Später wollen Sie natürlich wieder wissen, wie die neue Domain performt, wo der Traffic herkommt und was die Nutzer auf Ihrer Seite alles tun. Dafür müssen Sie jetzt das entsprechende Tracking implementieren, beispielsweise Tags einrichten, ein neues Google Analytics Konto einrichten oder ein Google Search Console Konto hinterlegen.

8. Weiterleitungsplan
Der Weiterleitungsplan ist der letzte rein technische Schritt, der sehr sorgfältig durchgeführt werden sollte. Er trägt maßgeblich zum Erhalt der Sichtbarkeit der neuen Seite bei. Konkret sorgt er dafür, dass die alten Seiten nach dem Go-Live deindexiert werden und die Suchmaschine die neuen Seiten schneller analysieren und indexieren kann. Der Plan muss alle aktuell indexierten Seiten beinhalten, eine entsprechende Zuordnung zur neuen URL und einen 301-Weiterleitungslink. Eventuell vorhandene Weiterleitungsketten werden in diesem Zusammenhang aufgelöst. Prüfen Sie anschließend in der Testumgebung, ob alle URLs, die im Weiterleitungsplan als Weiterleitungsziel definiert wurden, vorhanden sind und dass deren Adresse korrekt ist.

Finale Kontrolle – Mut und Geduld sind jetzt nötig

9. Live-Gang
Puh, jetzt geht der Puls richtig hoch, der Schalter wird umgelegt und mit dem Live-Gang wird der Weiterleitungsplan in Kraft gesetzt. Kleiner Tipp am Rande: Starten Sie den Live-Gang nicht zu Ihrer wichtigsten Zeit wie kurz vor dem Black Friday oder einer neuen Produktankündigung, suchen Sie sich hierfür eine ruhige Zeit. Sorgen Sie dafür, dass eine kompetente „Notfall-Einsatztruppe“ in den ersten Stunden bereitsteht und dann gilt vor allem: Ruhe bewahren und erstmal anstoßen!

10. Post-Launch-Check
Sobald die neue Seite live ist, sollten Sie alles noch einmal in Ruhe auf Herz und Nieren prüfen:

  • Ist die neue Domain erreichbar/crawlbar und sind die relevanten Seiten indexierbar?
  • Ist die interne Verlinkung stimmig?
  • Sind hreflang-Tags korrekt implementiert?
  • Crawle die alten Seiten mit einem Crawling-Tool wie Screaming Frog: Werden die alten Seiten auf die definierten neuen URLs weitergeleitet?
  • Wurde der optimierte Content implementiert?
  • Wurden die Meta-Daten, h1-Tags und Alt-Tags korrekt implementiert?
  • Ist die Ladezeit angemessen?
  • Werden alle wichtigen Ereignisse korrekt getrackt?
  • Wird der Traffic in Google Analytics und in der Search Console korrekt erfasst?
  • Wurden alle strukturierten Daten korrekt implementiert?
  • Behalten Sie die Search Console genau im Auge und achten Sie insbesondere auf Fehlermeldungen!
  • Vergleichen und erfassen Sie Nutzerdaten, um eventuell vorhandene Fehler auch durch Traffic-Verluste zu erkennen.

Geschafft

War doch ein Kinderspiel, was? Nein, natürlich nicht. Ein Relaunch ist immer eine große Sache und birgt die Gefahr großer Verluste, wenn er nicht richtig ausgeführt wird. Genauso schlecht ist aber eine veraltete oder schlechte Webseite, so dass Sie um einen Relaunch nicht herumkommen. Mit dieser Anleitung sind Sie für einen gelungenen Relaunch in jedem Fall bestens aufgestellt.

Abschließend noch zwei kurze und anschauliche Beispiele. In Abbildung 1 sehen Sie den dramatisch schlechten Fall einer Sichtbarkeitsentwicklung, im zweiten Fall einen richtig smoothen und erfolgreichen Übergang auf die neue Domain, noch dazu mit erheblichem Gewinn an Sichtbarkeit – das zweite Beispiel natürlich von einem unserer Kunden.

Verlust an Sichtbarkeit bei Relaunch
Abbildung 1: Screenshot ad agents: Relaunch mit dramatischem Verlust an Sichtbarkeit © ad agents
Gewinn an Sichtbarkeit bei Relaunch
Abbildung 2: Screenshot ad agents: gelungener Relaunch mit erheblichem Gewinn an Sichtbarkeit ©ad agents

Viel Erfolg bei Ihrem Relaunch – und selbstverständlich stehen wir gerne an Ihrer Seite!